Städtepartnerschaft des GMS

GMS & Brest/Belarus

Brest/Belarus

Die Kommunen des Gemeindeverbands Mittleres Schussental (GMS), d. h. die Städte Ravensburg und Weingarten sowie die Gemeinden Baienfurt, Baindt und Berg, unterhalten seit 1989/90 eine Städtepartnerschaft mit der Stadt Brest in der Republik Belarus (Weißrussland).

Die Republik Belarus, die mit der Auflösung der Sowjetunion im Jahre 1991 ihre staatliche Unabhängigkeit erhielt, ist in sechs Distrikte (Oblaste) sowie die Hauptstadt Minsk gegliedert. Die Partnerstadt Brest, Hauptstadt des ‚Brester Oblast‘, liegt rund 1550 km vom Gemeindeverband Mittleres Schussental entfernt an der polnisch-belarussischen Grenze am Fluss Muchawez, der hier in den Westlichen Bug fließt. Brest ist somit Grenzstadt zur EU und zählt etwa 350.000 Einwohner (Stand 2018).

Brest ist ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt zwischen Ost und West: Am Bahnhof Brest wird der Eisenbahnverkehr der Hauptstrecke Berlin – Warschau – Minsk – Moskau von der mitteleuropäischen auf die osteuropäische Spur umgespurt.

Die Stadt hat eine tausendjährige Geschichte und ist heute ein großes Verwaltungs-, Industrie- und Kulturzentrum, eine Schul- und Universitätsstadt sowie Sport-Leistungszentrum (Ruder-Kanal, Sportschützen-Anlage, Handball, Fußball, Schwimmen). In der Brester Freihandelszone sind mehr als 70 Unternehmen aus 20 Ländern registriert, in denen über 2000 Warenarten hergestellt werden.

Der nördlich von Brest gelegene „Belowesche Urwald“ (Belovezhskaja Pushcha) – UNESCO-Weltnaturerbe mit Europas größter freilebender Wisentherde – ist ein beliebtes touristisches Ziel. Die Landschaft um Brest ist ansonsten geprägt von großen Kolchosen und Sowchosen.

In der Vergangenheit war die Stadt häufig umkämpft und oft Opfer kriegerischer Auseinandersetzungen. Davon zeugt noch heute die Brester Festung, eine monumentale Gedenkstätte.

Bahnhof Brest
Brester Festung
Stadtwappen Brest

Kontakte

Die Partnerschaft des GMS mit Brest war von Beginn an geprägt durch folgende Kontakte:

  • Verwaltung
  • Schüleraustausch (Waldorfschule, Edith-Stein-Schule und Theresia-Gerhardinger-Realschule Ravensburg)
  • musikalische Verbindungen der Musikschule Ravensburg e. V.
  • Humanitäre Hilfe
  • Begegnungen auf bürgerschaftlicher Ebene: Der ‚Arbeitskreis Brest‘ (vormals ‚Freundeskreis Brest‘) engagiert sich in vielfältiger Weise im humanitären Bereich, vermittelt Kontakte und organisiert Begegnungen zwischen den Einwohnern der Partnerstädte (Bürgerreisen, gem. Radtouren, Ausstellungen, kulturelle Begegnungen…). Kontakt: Volker Jansen (v.jansen@posteo.de). Unter https://diestreamerei.de/formate/sondersendungen (Sendung vom 14. Mai 2021) vermitteln langjährig Aktive einige Eindrücke aus mehr als 30 Jahren Partnerschaft.

Begegnungen im Rahmen der Städtepartnerschaft werden vom GMS im Rahmen der bestehenden Förderrichtlinien finanziell gefördert. Weitere Informationen und Ansprechpartner finden Sie unter https://www.ravensburg.de/rv/buergerservice-verwaltung/partnerstaedte/foerderrichtlinien-antraege-partnerschaften.php.

Aktuelles

Vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs, den der GMS entschieden verurteilt, ruhen momentan die Kontakte zwischen den Stadtverwaltungen.

Bedingt durch die politische Situation in Belarus sowie die Einschränkungen seit Beginn der Corona-Pandemie finden aktuell lediglich Begegnungen im Rahmen des Schüleraustauschs (Waldorfschule Ravensburg) sowie im privaten Bereich statt.

Die im Rahmen der Städtepartnerschaft bestehenden bürgerschaftlichen Kommunikationskanäle sollen jedoch aufrecht erhalten bleiben, denn sie ermöglichen den Erhalt der Verbindung von Mensch zu Mensch. Städtepartnerschaften sind Friedensbrücken und verbinden die Einwohner der Städte.

Für den GMS stellen die Jugendbegegnungen eine Investition in den Frieden dar. Ohne diese Städtepartnerschaft könnten aber keine Jugendlichen über Schüleraustausche und zu internationalen Jugendbegegnungen mehr eingeladen werden. Diese Jugendbegegnungen sind jedoch sehr wichtig: Nur durch den Besuch von Brester Schülerinnen und Schülern im Schussental kann die Pflanze der Demokratie auch in Belarus Wurzeln schlagen. Das Credo heißt somit momentan im GMS: kein Geldfluss mehr in Richtung Brest – auch nicht für Humanitäre Hilfe -, aber weiterhin Finanzierung der Jugendbegegnungen.

Geschichte der Stadt Brest

Die Stadt hieß zunächst Berestje, von Anfang des 18. bis in das 20. Jahrhundert Brest-Litowsk, von 1921 bis 1939 Brest am Bug und seit September 1939 schließlich Brest. Erstmalig wurde Brest 1019 als Handelszentrum der Kiewer Rus an der Kreuzung zweier Handelswege erwähnt. Grenznah zu Polen und Litauen gelegen, wurde Brest oft Opfer kriegerischer Auseinandersetzungen.
Im 11./12. Jahrhundert gehörte die Stadt den Kiewer und Wladimir-Wolynischen Fürstentümern an. Ende des 13. Jahrhunderts bis in die erste Hälfte des 14. Jahrhunderts rangen polnische und litauische Herrscher um die Macht über Brest.

1390 erhielt Brest als erste Stadt des heutigen Belarus das Selbstverwaltungsrecht auf der Grundlage des Magdeburger Rechts. Im 14./15. Jahrhundert war Brest eine der mächtigsten Städte im Großfürstentum Litauen. In der Zeit der Lubliner Union gehörte Brest ab 1569 zur Rzeczpospolita Polska (polnisch-litauische Union). 1596 wurde hier die Union der kirchlichen Gemeinschaften von Katholiken und Orthodoxen besiegelt. Resultate waren die griechisch-katholische Kirche in Polen-Litauen und eine Spaltung unter den Orthodoxen.

1795 wurde Brest durch die dritte Teilung Polens zwischen Preußen, Österreich und Russland Teil des Zarenreichs. Für den Bau der Brester Festung (1835-1842) wurde das historische Brest fast völlig abgerissen. Eine neue Stadt wurde etwa zwei Kilometer östlich erbaut. 1900 waren in Brest 65% der Bevölkerung Juden, so dass die Stadt eines der größten kulturellen Zentren des Judentums war. Der israelische Ministerpräsident und Außenminister Menachim Begin (1913-1992) wurde in Brest geboren.

Am 3. März 1918 wurde im weißen Palais der Brester Festung der „Friede von Brest-Litowsk“ zwischen den Mittelmächten und Sowjetrussland ratifiziert. Drei Jahre später zwang das neu erstandene Polen im Frieden von Riga Sowjetrussland zur Abtretung des westlichen Belarus. Dadurch war Brest von 1921 bis 1939 eine polnische Stadt. Im geheimen Zusatzprotokoll des Nichtangriffspakts zwischen Deutschland und der UdSSR wurde das Gebiet östlich des Westlichen Bug für den Fall einer Teilung Polens der Sowjetunion zugesprochen. 1939 eroberte die Wehrmacht Brest und übergab die Stadt danach an die Rote Armee.

Am 22. Juni 1941 begann der deutsche Überfall auf die UdSSR. Die Brester Festung wurde eingeschlossen und auch noch umkämpft, als die deutschen Truppen längst Minsk erobert hatten. Durch den Angriff und vor allem bei der Rückeroberung 1944 wurde die Stadt schwer zerstört. Laut Wikipedia hatte Brest im August 1939 ca. 55.000 Einwohner, 1945 waren es nur noch 22.900. Die jüdische Bevölkerung, etwa 20.000 Menschen, wurde beinahe vollständig umgebracht. Nach der Befreiung der Stadt am 28. Juli 1944 wurde in Brest ein Lager für deutsche Kriegsgefangene eingerichtet, das bis 1953 bestand. Für die aus der Gefangenschaft heimkehrenden deutschen Soldaten war Brest das Tor zur Freiheit.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Brest wie das gesamte Belarus Teil der UdSSR. In den 1940er und 1950er Jahren wurde im Rahmen wechselseitiger sogenannter Repatriierungen die polnische Bevölkerung vertrieben. In mehreren Aktionen verließen so 70% der alteingesessenen Einwohner von Brest ihre Stadt in Richtung Westpolen. Dafür wurden Tausende Menschen aus allen Teilen der Sowjetunion in Brest angesiedelt.

Brest entwickelte sich zu einem der größten Industriezentren der Belarussischen SSR, aber durch die Auflösung der UdSSR im Dezember 1991 verloren große Unternehmen wie die Brester Elektromechanische Fabrik, das Strumpf-Kombinat, das Teppich-Kombinat und die Firma Zvetotron Absatzmärkte und Zulieferer.

Kontakt

Kerstin Wippich

Stadt Ravensburg | Amt für Kommunikation, Politik und Gesellschaft
Städte- und Schulpartnerschaften

Hier findet man uns

Neues Rathaus
Seestraße 9
88212 Ravensburg

Öffnungszeiten

Mo bis Fr: 09.00 Uhr – 12.00 Uhr
Mo bis Do: 14.00 Uhr – 16.00 Uhr

barrierefrei